Von
welchem Künstler gibt es in der Schweiz 30'000 Originale?
Ziemlich
genau 30'000 Schweizer besitzen seit der EXPO.02 ein Original von Daniel
Ambühl! Und der Maler,
Lebenskünstler, Tüftler, Philosoph und Ex-Medienmann, der seit einigen
Jahren mit seiner Familie in Oberiberg (SZ) lebt, käme damit wohl ins
"Guinness-Buch der Kunstrekorde" – sofern es denn ein solches
gäbe.
Dreissigtausend
Originale herstellen: ist so ein Unterfangen zeitlich überhaupt möglich?
Hat da jemand geschummelt?, fragt man sich zu Recht. Die Antwort heisst:
Artwalk. So nennt Daniel Ambühl seine Kunstinstallation, mit der er in
den letzten Monaten an insgesamt 43 Tagen auf allen vier Arteplages
gastierte und der alle Erwartungen bei weitem übertraf.
Als
sich im Juli der Publikumsgrosserfolg abzeichnete, drängte die Leitung
der Expo.02 auf eine Verlängerung. Und auch Daniel Ambühls Partner, die
Beiersdorf AG in Münchenstein, die die Kunstinstallation möglich machte,
erhöhte sofort das Budget.
Eine
Weiterverwendung der sieben Expo-Kupferplatten ist nicht geplant, da zum
Grundkonzept des Artwalk explizit gehört, dass die jeweiligen
Kompositionen zeitlich und inhaltlich befristet sein müssen. Daniel Ambühl:
«Wir wissen heute auch in der Kunst sehr genau, dass wir keine ewig gültigen
Antworten kennen. Aber vielleicht können wir zu einer bestimmten Zeit
eine gute Geschichte erzählen, eine, die auch Freude daran hat, dass sie
endlich ist, vergänglich und verklingt, weil sie damit Platz macht für
andere, weitere gute Geschichten von anderen Künstlern in ihrer Zeit.„
Der
Artwalk von Daniel Ambühl ist wohl am besten mit einem musikalischen Werk
zu vergleichen, für welches der Künstler die Noten, die Partitur
schreibt und die Besucher die Rolle der Musiker inne haben, diese zu
interpretieren.
"Meine
Kompostion besteht aus sieben Kupferplatten, jede illustriert ein Kapitel
einer Geschichte. Auf einem Rundgang über sieben Stationen, an denen
jeweils eine dieser kupfernen Reliefplatte aufgestellt war, erschufen sich
die Teilnehmer mit bunten Wachskreiden ein Bild, das zwar immer dasselbe
Motiv zeigte, dabei aber in Intonierung und Farbklang individuell und je
nach der Persönlichkeit des Teilnehmers sehr stark variierte. Daniel Ambühl:
"Die Noten sind also für alle dieselben, aber jeder singt diese
Noten eben persönlich und drückt sie auf seine eigene einmalige Weise
aus."
Den
Artwalk hatte Daniel Ambühl bereits 1995 erfunden, mit dem Gedanken,
nicht eigentlich ein Kunstwerk zu schaffen, sondern vielmehr ein Medium,
um mit Bild und Sprache eine Geschichte erlebnishaft zu erzählen. Für
die Expo.02 trug diese Geschichte den Titel «Das Narrenschiff.
Noch
immer aber wird der Artwalk bei bloss oberflächlicher Betrachtung mit dem
Brassrubbing oder dem Abrieb von Münzen und mit einem simplen
Reproduktions- oder Druckvorgang verwechselt. Dabei trifft beim Artwalk
genau das Gegenteil zu, denn auf dem Papier der Teilnehmer des Artwalks
sieht man nie das, was man auf den Kupferplatten sieht. Dazu Daniel Ambühl
: “Der Artwalk besteht konzeptionell aus zwei Ebenen; aus der oberflächlichen,
materiellen Ebene des Bildes, welches in sieben Farben auf dem Papier
entsteht und aus der verborgenen, geistigen Ebene der Geschichte, die im
Untergrund der Bildplatten abläuft und nur in der Erinnerung des
Teilnehmers vor seinem
inneren Auge erhalten bleibt.“
Der
nächste Artwalk findet zwischen Mai und August 2003 in der Innenstadt von
Basel statt. Weitere Projekte sind in Planung.
http://www.bildweg.ch
http://www.artwalk.info
http://www.danielambuehl.ch
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